Schwangerschaftsdiabetes: Belastung für Mutter und Kind

Entgegen der Annahme, ein erhöhter Blutzucker der Mutter steigere das Mortalitätsrisiko des Kindes, weisen Forscher des Diabetes Endokrinologie Research Center (DERC) darauf hin, dass Schwanger­schaftsdiabetes für Mutter und Kind nicht lebensbedrohlich ist. Ferner wird ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutzucker und Fehlbildungen ausgeschlossen. Dennoch sollten werdende Mütter die Gefahren der vorübergehenden Stoffwechselerkrankung nicht unterschätzen.

Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, zählt zu den häufigsten Begleiterkrankungen während einer Schwangerschaft. In der Regel verschwindet die Kohlenhydrat-Stoffwechselstörung nach der Geburt wieder von selbst.

Schwangerschaftsdiabetes verläuft in den meisten Fällen symptomlos

In der zweiten Schwangerschaftshälfte produziert der Körper bestimmte Hormone, die den Glukosespiegel im Blut erhöhen. Die Bauchspeicheldrüse, die mit der Freisetzung von Hormonen den Blutzuckerspiegel senkt, ist jedoch bei einem Schwangerschaftsdiabetes zu dieser Mehrleistung nicht länger fähig. Besonders gefährdet sind in dieser Hinsicht Frauen mit Übergewicht, wiederholten Fehlgeburten, Bluthochdruck oder genetischer Vorbelastung.

Anders als beim Diabetes mellitus haben Betroffene keine typischen Symptome wie vermehrten Harndrang oder starkes Durstgefühl. Daher wird Schwangeren geraten, zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche einen Suchtest durchführen zu lassen. Seit März 2012 ist der Blutzuckertest für Schwangere auch endlich eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.

Eine Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen

Fachgesellschaften verweisen immer wieder auf die Risiken einer Gestationsdiabetes. Die Mütter seien vor allem von Bluthochdruck, Schwangerschaftsvergiftungen und Harnwegsinfekten betroffen. Die Kinder hingegen leiden meist unter Übergröße, Atemnot oder Trinkschwäche. Da die Plazenta durch den erhöhten Blutzuckerspiegel das Kind nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgen kann, kann eine Unterversorgung die natürliche Entwicklung des Embryos hemmen.

Bei der Therapie werden Mütter von diabetologischem Fachpersonal durch die Schwangerschaft begleitet. Mit regelmäßigen Blutzuckerkontrollen und der Ausarbeitung von Ernährungstabellen soll den Folgen der Diabetes entgegengewirkt werden. In 51 Prozent der Fälle ist darüber hinaus eine Insulin-Therapie notwendig.

Die therapeutischen Maßnahmen stellen für Schwangere eine zusätzliche Belastung dar

Untersuchungen zeigen, dass Frauen mit Gestationsdiabetes häufiger an Depressionen erkranken als gesunde Schwangere. Somit kann die Therapie eine depressive Verstimmung sogar noch verstärken. Galt die Schwangerschaft doch bisher als Legitimationsgrund viel zu essen und für seltsame Gelüste, so erfordert die Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes die konsequente Einhaltung einer fettarmen und ballaststoffreichen Diät. Gut vorstellbar, dass dies stark an der Psyche werdender Mütter kratzen muss.


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