Ist die Drogenpolitik in Deutschland noch zeitgemäß?

Es war das Jahr 1981, als der Film über die Leiden von Christiane F. in die Kinos, und wenig später auch auf die Schulleinwände kam. Dieser Film war nur ein Teil einer groß angelegten Aufklärungsoffensive. Durch die eine ganze Generation Jugendlicher über die Gefahren des Drogenkonsums informiert wurde. Es schien als habe die Gesellschaft den Drogen den Kampf angesagt.

Es wird noch immer eine Menge Geld verdient

Wohlmeinende Gemüter glaubten damals, dass sich das Problem innerhalb der kommenden zehn Jahre vollständig unter Kontrolle bringen lassen würde. Zwischenzeitlich sind mehr als dreißig Jahre ins Land gegangen und die Drogenproblematik ist so aktuell, wie niemals vorher. Woran liegt das? Wenn man mit kriminalistischer Denkungsweise an die Problematik herangeht, müsste die nächste Frage lauten: Wem nützt es? Beide Fragen lassen sich beantworten, man muss nur der Spur des Geldes folgen. Die Illegalität der Drogen verschafft den Händlern ungeahnte Gewinnspannen. Übrigens fällt der überwiegende Anteil des erzielten Profites in den Ländern an, in denen die Drogen verkauft und missbraucht werden. Also dort, wo auch die Folgen des Drogenkonsums am schwerwiegendsten sind. In der Regel konzentrieren sich diese unglaublich Summen auf wenige Familien oder Kartelle. Es handelt sich hierbei noch immer um mafiöse Strukturen, die aufgrund ihres enormen Potenzials, erheblichen Einfluss auf Ökonomie und Gesellschaft eines Landes besitzen. Dies gilt im Besonderen für diverse lateinamerikanische Länder, doch die Problematik zieht sich weiter durch.

Drogenpolitik in Deutschland, halbherzig und inkonsequent

In Deutschland ist der Besitz, Verkauf und Konsum sogenannter harter Drogen illegal. Gleichzeitig drücken die Behörden beim Besitz kleineren Mengen zum Eigenbedarf – dies gilt nicht nur für Marihuana – meist ein Auge zu. Der Konsum von Marihuana ist straffrei. Eine Säule der Drogenpolitik in Deutschland ist das sogenannte Methadonprogramm. Methadon ist ein vollsynthetisches Opioid, welches als Heroin-Ersatzstoff genutzt wird. Die Praxis zeigt jedoch, dass Methadon zwar die akuten Heroin-Probleme löst, die Sucht jedoch nicht mindert. Dies führt bei vielen Patienten zu Beigebrauch und kann in einigen Fällen die Situation verschärfen. Eine weitere höchst zwiespältige Angelegenheit ist der Umgang verschiedener Städte und Gemeinden mit dem Bereich der Drogenbeschaffung – hier insbesondere der Beschaffungsprostitution. Es gibt beispielsweise geschützte Bereiche in denen jugendliche Süchtige der Prostitution nachgehen können. Darüber hinaus gibt es Räume in denen illegal beschafften Drogen konsumiert werden dürfen. Hier wird auch sauberes Besteck zum Spritzen ausgegeben. Selbstverständlich finden Süchtige in diesen Räumen auch Ansprechpartner und Hilfe, wenn sie aus dem Konsum aussteigen wollen.

Wer bezahlt und vor allem wofür?

Drogenpolitik ist sehr stark von ideologischen Vorstellungen bestimmt. Dabei ist gerade hier ein großes Maß an Pragmatismus gefragt. Das zeigt sich am Beispiel der Drückerstuben. Doch geht der Ansatz nicht zu kurz? Wir subventionieren mit unseren freundlichen Einrichtungen die Beschaffungsprostitution, nehmen mit Methadon dem Problem hin und wieder die Spitze und klären auf, während andere neue Kunden rekrutieren. Für all diese „Hilfemaßnahmen“ bezahlt der Süchtige mit seiner Gesundheit und seiner Würde. Die Gesellschaft zahlt mit ihren Steuergeldern und teilweise mit ihrer Glaubwürdigkeit. Doch es gibt auch Gewinner. Es gewinnt derjenige, der illegale Drogen verkauft. Wäre es nicht an der Zeit darüber nachzudenken Drogen kontrolliert an Süchtige abzugeben? Sie von der Straße und ihnen den Druck zu nehmen und dann – ganz in Ruhe – über Entzug und Therapie nachzudenken?

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